Anstrengende Proben und tolle Gemeinschaft sind typisch für den Frauenchor Stommeln. Zurzeit proben die Sängerinnen des Stommelner Frauenchores für ihr Jahreskonzert am 7. Juni.
Pulheim-Stommeln – Da staunt sogar Johannes Klütsch. „Bis zum hohen G war das, also über der fünften Linie“, sagt der Leiter des Frauenchores Stommeln anerkennend.
Minutenlang hat der Sinnersdorfer bei der Probe im Martinushaus seine Sopranistinnen „gekitzelt“, hat sie mit Schlagworten wie „Spannung aufbauen“, „nicht schreien“, „freundlich“, „Tosca lässt grüßen“ und „nun die Zerreißprobe“ die Tonleiter hinaufgescheucht und ihnen die Angst vor der Höhe genommen.
Die aufmunternden Worte sind auch nötig. Das Repertoire, das Klütsch, Leiter von insgesamt fünf Chören und drei Musikgruppen, für das Jahreskonzert des Frauenchores am Sonntag, 7. Juni, im Kultur- und Medienzentrum Pulheim, Steinstraße, ausgewählt hat, hat es in sich. „Schlager, Stücke aus den 20er Jahren sind das eine. Der Schwerpunkt der Aufführung aber liegt bei der Klassik“, sagt Sopranistin Claudia Sühr. Stücke wie die „Barcarole“ aus Hoffmanns Erzählungen, „Der Gefangenenchor“ aus der Oper Nabucco und das ergreifende Stück „Hebe deine Augen auf“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy verlangen den Sängerinnen einiges ab. Angst vor der Höhe ist das Letzte, was vor allem die Sopranistinnen gebrauchen können.
Das Repertoire übrigens, das Claudia Sühr mit den Worten „alles, es ist nicht festgelegt, das ist ja das Schöne“, umschreibt, hat die zweifache Mutter wie ein Magnet angezogen. 2002 spürte die heute 39-Jährige, dass nach 14 Jahren Mitgliedschaft in einem Chor in Köln-Vogelsang die Zeit reif war für einen musikalischen Neuanfang. „Ich wollte mehr singen als früher, mehr anspruchsvollere Stücke und nicht nur kölsche Lieder.“ Lange suchen musste die Kölnerin nicht. Johannes Klütsch, der damals den Chor leitete, in dem ihr Vater sang, verwies Claudia Sühr an den Frauenchor Stommeln.
Drei Proben habe sie sich angeschaut, doch schon nach der ersten sei sie sich sicher gewesen „hier bleibe ich.“ Die Gründe sind schnell aufgezählt. „Die Gemeinschaft hat mich fasziniert. Es ist eine tolle Truppe, der Zusammenhalt ist groß, das kam vom ersten Augenblick an rüber. Das war etwas, das ich so nicht kannte und so auch nicht erwartet hatte. Ich habe mich auf Anhieb wohl gefühlt“, schwärmt Sühr. Die Faszination hält bis heute an. In den sieben Jahren habe sie keine einzige Probe versäumt. Klar, denn „ich habe mich immer auf die Probe gefreut. Ein Probenmontag ist ein schöner Tag. Ich bin total froh, dass ich hier bin.“ Die Chemie stimme ganz einfach, sagt die Frau, die Musik ein sehr wichtiges Element in ihrem Leben nennt, weil sie „dafür sorgt, dass ich gute Laune habe und es mir gut geht.“
Aus der tollen Gemeinschaft, in die Claudia Sühr vor sieben Jahren wie selbstverständlich aufgenommen wurde, haben sich inzwischen einige gute Freundschaften herausgebildet. „Das hat sich schnell entwickelt. Mit manchen ist man gut befreundet, andere kennt man kaum, weil der Chor so groß ist.“ Aber mit ihnen komme man bei den verschiedenen Veranstaltungen ins Gespräch, von denen es mehr als genug gibt. So hat der Frauenchor beim Trödelmarkt, mit dem die „Stommelner Woche“ endet, einen Stand und verkauft Kuchen. Ein Muss ist auch das Weihnachtsfest. Wenn es zeitlich hinhaut, dann organisieren die Frauen auch ein Sommerfest.
Auch unterwegs ist der Chor immer mal wieder. „Wir machen alle zwei bis drei Jahre eine Konzertreise“, erzählt Sühr. Ziele in den vergangenen Jahren waren Schwerin, Berlin und Prag, die Hauptstadt Tschechiens. Auch der eine odere andere Auftritt gehört bei den Reisen ins Programm. Mal singen die Frauen in einer Kirche, mal, in Berlin, am Brandenburger Tor, oder, in Karlsbad (Tschechien), an den Kolonnaden. „Wir stellen uns auf und singen ein paar fröhliche Lieder“, sagt Sühr. Die treibende Kraft bei diesen Spontan-Aktionen sei Chorleiter Klütsch. „Er zieht uns mit.“
Weil der Zusammenhalt im Chor so groß ist, sind die Frauen in schönen wie auch in traurigen Momenten füreinander da. „Wir singen auf Hochzeiten, Geburtstagen, aber auch bei Beerdigungen. Da merkt man den Zusammenhalt“, sagt die Sopranistin, die bei den Konzerten auch als Solistin auftritt.
Da ihr der Chor am Herzen liegt, hat Claudia Sühr irgendwann angeregt, eine Internetseite zu erstellen. Das Projekt „Homepage“ hat sie auch gleich umgesetzt. Schließlich ist „eine Internetseite eine Visitenkarte“, sagt die Sängerin, für die nach sieben Jahren im Frauenchor Stommeln feststeht: „Das ist mein Verein, hier bleibe ich.“
63 Sängerinnen
Den Frauenchor Stommeln gibt es seit 1997. Neun Frauen haben ihn gegründet. Noch mit dabei sind Gretel Kühn, Hildegard Rother, Margret Bintz, Karola Schubert und Irmgard Engelhardt.
Aktuell hat der Frauenchor Stommeln 63 Mitglieder im Alter von 17 bis 77 Jahren. Johannes Klütsch leitet das Ensemble, Vorsitzende ist Christiane Voigt.
Christiane Voigt ist die Vorsitzende des Frauenchors.
Der Chor gibt in der Regel ein Jahreskonzert, manchmal auch ein Weihnachtskonzert. Das nächste Jahreskonzert ist für Sonntag, 7. Juni, 17 Uhr, im Kultur- und Medienzentrum, Steinstraße, geplant.
Geprobt wird montags, 19 bis 20.30 Uhr, im Martinushaus Stommeln, Venloer Straße.
Wer im Frauenchor singen möchte, sollte Spaß am Singen haben, Disziplin mitbringen und sich in die Vereinsarbeit einbringen. Die regelmäßige Teilnahme an den Proben ist Pflicht.
Neulinge können an drei Proben teilnehmen. Am vierten Abend müssten sie sich entscheiden, ob sie im Chor singen möchten. Es folgt ein halbjährige Probezeit. Gesucht wird Verstärkung für den ersten Sopran und den zweiten Alt.
[Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 2.5.2009]